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"Bürger könnten Anteile kaufen" 
 
Von Martin Köpfer - Do, 23. August 2018 Bad Säckingen 
BZ-INTERVIEW mit Beatrix und Wolfgang Köster, die mit dem Förderverein Pro Spital Bad Säckingen den Gesundheitscampus forcieren. 

Das Spital Bad Säckingen ist Geschichte, der Förderverein Pro Spital, der vehement für den Erhalt des Krankenhauses gekämpft hat, macht weiter und unterstützt die Idee, auf dem bisherigen Krankenhausareal einen Gesundheitscampus einzurichten. Martin Köpfer sprach mit der Vereinsvorsitzenden Beatrix Köster und ihrem Mann Wolfgang Köster, Schriftführer und Sprecher des Fördervereins, über die künftige Ausrichtung und darüber, wie man sich für den Gesundheitscampus starkmachen will. Das könnte über freiwillige, finanzielle Anteile der Vereinsmitglieder geschehen. 
 
BZ: Trauern Sie dem Verlust des Bad Säckinger Spitals noch immer nach oder blicken Sie nun konsequent in die Zukunft in Richtung Gesundheitscampus? Beatrix Köster: Natürlich sind wir nach wie vor der Meinung, dass die Schließung des Krankenhauses in Bad Säckingen ein großer Fehler war. Die negativen Auswirkungen vor allem für den westlichen Landkreis sieht man ja jetzt mit der ungenügenden Gesundheitsversorgung bei nur noch einem bestehenden Krankenhaus in Waldshut sehr deutlich. Wir müssen jetzt aber nach vorne schauen und die Planungen mit dem neuen Gesundheitscampus in Bad Säckingen tatkräftig unterstützen. Das bedeutet aber keineswegs, unkritisch zu sein. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                             Beatrix und Wolfgang Köster vom Förderverein Pro Spital Bad Säckingen Foto: Martin Köpfer 


BZ: Und was halten Sie von einer Strafanzeige, wie sie Rolf Metzger von der Bürgerinitiative für den Gesundheitsstandort Bad Säckingen kürzlich gegen Verantwortliche der Spitäler Hochrhein GmbH gestellt hat? 
 
Wolfgang Köster: Den Unmut über die Planung der Erweiterung mit einem Anbau am Krankenhaus Waldshut kann man gut verstehen. Ob unter diesen Vorzeichen der Kreisrat einer Schließung des Spitals zugestimmt hätte, kann man sicher bezweifeln. Eine Strafanzeige verbessert aber die Versorgung der Bevölkerung nicht. Und ob den Verantwortlichen ein schuldhaftes Verhalten nachgewiesen werden kann, ist bestenfalls – wenn überhaupt – in einigen Jahren zu erwarten. 
 
 BZ: Passt da auch ins Bild, dass der Förderverein Pro Spital zwar seinen Namen behalten hat, aber in der Hauptversammlung im März 2018 per neuer Satzung auch die Aufgaben neu definiert hat? Beatrix Köster: Ganz genau. Durch diese Satzungsänderung fallen nun alle Vereinsaufgaben bezüglich der Förderung und Erhaltung des Spitals Bad Säckingen komplett weg. Stattdessen wird sich der Verein nun dafür einsetzen, die wohnortnahe öffentliche Gesundheitspflege und das Wohlfahrtswesen in Bad Säckingen und Umgebung zu erhalten, zu fördern und zu unterstützen. Auch unsere knapp 1400 Mitglieder ziehen bei der neuen Konzeption voll mit. 
 
BZ: Sie sprechen von Unterstützung des Gesundheitscampus durch den Förderverein. Wie könnte diese konkret aussehen? Beatrix Köster: Wir wollen unsere Mitglieder verstärkt ins Boot holen und sie zum Beispiel durch ein Beteiligungskonzept an den Gesundheitscampus binden. Wir stellen uns vor, dass Bürger beispielsweise Anteile kaufen können und so den Campusgedanken finanziell fördern. Da stehen wir aber noch in der Anfangsdiskussion mit Bürgermeister Guhl.  
 
BZ: Was haben Sie bisher konkret gemacht und was möchten Sie erreichen? Wolfgang Köster: Wir haben bereits aufschlussreiche Gespräche mit Bürgermeister Alexander Guhl und dem zukünftigen Campus-Geschäftsführer Peter Mast gehabt. Dabei haben wir noch einmal betont, dass im Gesundheitscampus auch ein Radiologe, ein Orthopäde, ein Kardiologe und die Notfallmedizin vorhanden sein müssen. Die Notfallambulanz muss mit mindestens zwei Medizinern besetzt und so lange wie möglich offen sein, wir meinen von 7 bis 20 Uhr. In dieser Zeit werden ja auch die meisten Fälle abgewickelt. Wünschenswert wäre aus unserer Sicht eine 24-StundenVersorgung gewesen, aber dies ist realistisch gesehen nicht durchsetzbar. 
 
BZ: Ein Problem liegt aber ja auch darin, überhaupt Ärzte im ländlichen Raum zu finden sowohl in den Spitälern als auch als Hausärzte. Wolfgang Köster: Ein großes Problem in der Medizin allgemein ist doch, dass zwei Drittel der Universitätsabgänger nach dem Medizinstudium Frauen sind, die aus verschiedenen Gründen oft nur halbtags arbeiten wollen. Es muss unser Ziel sein, diese gewünschten Halbtagesstellen bereitzustellen bei einem gleichzeitigen attraktiven Angebot beispielsweise der Kinderversorgung oder einem ganz banalen Beispiel wie einem Wäscheservice, den es in anderen Orten bereits gibt. Dazu kommt, dass viele Hausärzte in unserer Region keine Nachfolger finden, hier können Ärztehäuser eine Lösung sein. Wir müssen allerdings aufpassen, dass sich Städte und Gemeinden bei der Ansiedlung von Ärzten gegenseitig keine immer größere Konkurrenz machen. 
 
"Ärztehäuser sind generell eine gute Sache." 
BZ: Auch in Bad Säckingen gibt es konkrete Überlegungen, auf dem Brennet-Areal ein Ärztehaus zu errichten. Stephan Denk, Eigentümer des Brennet-Areals, treibt entsprechende Planungen voran, wie er kürzlich im Gespräch mit der Badischen Zeitung gesagt hat. Sehen Sie da eine mögliche Konkurrenz zum Gesundheitscampus, von der Sie gerade eben gesprochen haben? Beatrix Köster: Wir haben in dieser Sache mit Bürgermeister Guhl, einem Vertreter der Brennet AG und Peter Mast Gespräche gehabt. Wir vom Förderverein haben schon in der Vergangenheit große Unterstützung von Herrn Denk bekommen. Mit dem Ärztehaus soll kein neuer Wettbewerber zum Gesundheitscampus kommen, sondern es geht um das strategische Ziel einer möglichst guten Gesundheitsversorgung im westlichen Landkreis. Das hat auch Herr Denk immer wieder betont. Ärztehäuser halte ich generell für eine gute Sache, auch wegen der kürzeren Wege. Allerdings wird da wohl auch die Kassenärztliche Vereinigung ein Wort mitreden. Laut der KV ist die Ärzteversorgung in unserer Region ja völlig ausreichend. Dass dies nicht der Fall ist, spüren die Patienten nicht nur bei den Spezialisten mit langen Wartezeiten. 
 
BZ: Derzeit wird hinter verschlossenen Türen auch darüber diskutiert, ob ein Gesundheitscampus im bestehenden, dann zu sanierenden Gebäudekomplex des Spitals Bad Säckingen entstehen soll oder das Gebäude abgerissen und einem Neubau weichen soll. Was meinen Sie vom Förderverein Pro Spital dazu? Wolfgang Köster: Wir meinen, man sollte das Gebäude erhalten und sanieren. Es ist für mich schwer vorstellbar, der Öffentlichkeit einen Abriss zu vermitteln. Eine 
Sanierung scheint derzeit die preiswertere Lösung zu sein, zumal man beispielsweise die Wände in Leichtbauweise einfach verschieben kann. Grundsätzlich ist es aber nicht nur in dieser Frage gut, dass die Stadt Bad Säckingen beim Gesundheitscampus das alleinige Sagen hat und der Landkreis außen vor bleibt, was ja bei der Spitäler Hochrhein GmbH und der Zusammenarbeit zwischen der Stadt Waldshut-Tiengen und dem Landkreis als den beiden Gesellschaftern zu riesigen Problemen geführt hat. 
 
BZ: So oder so wäre Platz für eine Geriatrie, also für die Altersmedizin und Altersheilkunde. Beatrix Köster: Wir brauchen in Bad Säckingen dringend die Geriatrie, wobei eine Akutgeriatrie nur mit gleichzeitiger Akutmedizin und Intensivmedizin zu verwirklichen wäre. Aber das wird nicht umgesetzt werden können. Deshalb unterstützen wir die Idee einer Geriatrie mit etwa 50 Betten im Gesundheitscampus in enger Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern in Waldshut und Lörrach. 
 
Weitere Infos und Kontakte: http://www.prospital.de
ZUR PERSON: Beatrix und WOLFGANG KÖSTER sind zwei der Aktivposten beim Förderverein Pro Spital. Die 64-jährige Beatrix Köster ist seit 2015 Vorsitzende, ihr 68-jähriger Mann Wolfgang ist Schriftführer und Sprecher des Vereins. Der Förderverein wurde 2003 gegründet und hat 1384 Mitglieder. 
 
Leserbrief dazu: 
Von Jörg Martin (Murg), Mo, 27. August 2018
GESUNDHEITSCAMPUS Beteiligungen würden Vertrauen stärken
Zum Bericht "Bürger könnten Anteile kaufen" (BZ vom 23. August).
Die Idee, dass Bürger sich am geplanten Gesundheitscampus in Bad Säckingen mit Anteilen finanziell beteiligen könnten, ist sehr gut. Auch der Förderverein selbst könnte sich an einer Campus-Gesellschaft beteiligen. Solche Beteiligungen würden die Akzeptanz in der Bevölkerung und das Vertrauen potenzieller Mieter/Ärzte in die Einrichtung stärken. Stadtrat und Bürgermeister in Bad Säckingen haben das in ihrer Macht Stehende dafür getan, den Gesundheitscampus auf den Weg zu bringen. Interessenten sind vorhanden und der Förderverein steht bereit, das Projekt konstruktiv zu begleiten. Der Landkreis ist jetzt aufgefordert, das Spitalgrundstück sehr schnell der Stadt Bad Säckingen zur Nutzung zu überlassen. Nur dann ist gewährleistet, dass alle Akteure am Ball bleiben und der Gesundheitscampus eine reale Chance hat. Es wäre fatal, wenn jetzt einmal mehr der Eindruck entstehen sollte: Die "Bremser" sitzen in Waldshut.

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