Vergleich Bad Säckingen – Spremberg:
Eine effiziente, bedarfsgerechte und wirtschaftliche Patientenversorgung ist auch in kleinen Kliniken möglich.
Das Krankenhaus im brandenburgischen Spremberg fährt seit vielen Jahren in der Gewinnzone. Was die Brandenburger anders machen? Das Haus gehört mehrheitlich den Mitarbeitern.
Das Krankenhaus Spremberg in Zahlen:
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Das Krankenhaus: Das Krankenhaus im brandenburgischen Spremberg ist ein Grund- und Regelversorger mit 24-Stunden-Notfallaufnahme, Chirurgie, Innere, Anästhesie, Gynäkologie, Psychiatrischer Tagesklinik, Rettungsstelle. Das Krankenhaus Spremberg versorgt jährlich um die 5600 Patienten und liegt damit in der Größenordnung des Bad Säckinger Spitals. In Spremberg werden 195 Betten betrieben sowie 30 in der psychiatrischen Tagesklinik. Bad Säckingen hat auf dem Papier 180 Betten, tatsächlich aber nur 80 in Betrieb, soll nach der Sanierung aber wieder auf 120 Betten erhöht werden. Das Krankenhaus Spremberg beschäftigt 300 Mitarbeiter, darunter 140 Pflegekräfte und 37 Ärzte.
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Der Förderverein: Das Krankenhaus gehört zu 51 Prozent dem Förderverein und zu 49 Prozent der Stadt Spremberg. 90 Prozent der 300 Mitarbeiter sind Mitglied im Förderverein und zahlen einen jährlichen Beitrag von 30 Euro. Bei der Gründung des Fördervereins zahlten die neuen Mitglieder eine Einlage von je 500 Mark.
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Einzugsgebiet: Nach Auskunft der dortigen Geschäftsführung versorgt es ein Einzugsgebiet mit etwa 35 000 Menschen. Wenn man zum Einzugsgebiet des Bad Säckinger Spitals die Kommunen Wehr, Murg, Rickenbach, Herrischried, Görwihl und Laufenburg zählt, kommt man auf 55.000 Personen. Gleichzeitig besteht in der Region Spremberg eine hohe Krankenhausdichte. Es gibt in einer Entfernung von 23 Kilometern große Schwerpunktkrankenhäuser in Cottbus (1200 Betten) und Hoyerswerda (400 Betten). Weitere kleinere Häuser stehen in Guben (60 km) in Forst (30 km) und in Senftenberg (35 km).
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Zusatzangebot Kindergarten: Das KKH Spremberg betreibt einen Ganztagskindergarten. Die Gebühren sind gestaffelt und betragen zwischen 130 und 200 Euro pro Monat für ein Kind. Geschwister zahlen weniger. Laut Geschäftsführung ist der Kindergarten ein wichtiger Standortfaktor bei der Gewinnung von Personal.
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Personalschlüssel: Laut Spremberger Geschäftsleitung versorgt eine Pflegekraft dort zwischen sechs und sieben Patienten. Nach einer Studie der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi liegt der durchschnittliche Schlüssel bundesweit bei 10,3 Patienten pro Pfleger, in Polen bei 9,3 und in der Schweiz bei 5,5 Patienten.
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Die Spitäler im TV: Der Bayerische Rundfunk sendet im Dritten am Mittwoch, 24. Mai, um 22 Uhr einen Fernsehbeitrag zur Situation der Krankenhäuser Spremberg und Bad Säckingen.
Aus dem Südkurier vom 19.05.2017, von Andreas Gerber
Zentralisierung, die Fusion von Abteilungen, Synergien schaffen und eine dünnere Personaldecke werden heute als Allheilmittel im Gesundheitswesen angesehen. Die Behauptung, dass unsere Gesundheitsversorgung ansonsten nicht mehr bezahlbar wäre, wird inzwischen von Vielen als gegeben akzeptiert.
"Kostenexplosion" und "wirtschaftliche Schieflage" sind auch die Hauptargumente in der aktuellen Krankenhaus-diskussion im Landkreis Waldshut. Dass es auch anders geht, zeigt ein Blick über den Landkreis hinaus: Vor einigen Monaten hatte der SÜDKURIER über das Zwei-Kliniken-Modell im Landkreis Calw berichtet, ein anderes Modell ist das Krankenhaus im brandenburgischen Spremberg, das mehrheitlich seinen Mitarbeitern gehört und seit Jahrzehnten schwarze Zahlen schreibt.
Die Vorgeschichte:
Die Geschichte Sprembergs beginnt 1992 in der Nachwendezeit. Die Privatisierungswelle hatte nach der Wende viele Investoren in Goldgräberlaune versetzt, aber da nicht jede Investition unter einem guten Stern stand, wurde aus Goldgräber- mancherorts Katerstimmung. So auch im Fall des Krankenhauses in Spremberg.
1998 waren die beiden Privatinvestoren, die neben Stadt und Kreis die Hauptanteile am Krankenhaus hielten, so überschuldet, dass ihre Anteile zunächst in kommunale Hände übergingen. Die Zukunft des Krankenhauses war ungewiss, bis in den Reihen der Klinikmitarbeiter die Idee entstand, das Haus zu übernehmen und selbst zu führen. Ein Förderverein wurde gegründet und ein tragfähiges Konzept erarbeitet. Jedes neue Mitglied des Fördervereins zahlte 500 Mark, 158.000 Mark musste der Verein aufbringen.
Was ist anders in Spremberg?
Die Gründung des Fördervereins und die Übernahme durch die Mitarbeiter ist nun fast 20 Jahre her. Die heutige Geschäftsführerin, Kathrin Möbius, war nach der Neugründung zunächst Verwaltungsdirektorin im Krankenhaus und Vorsitzende des Fördervereins, seit 2007 ist die studierte Ökonomin Geschäftsführerin des Hauses. Den Vorsitz des Fördervereins übernahm die Chefärztin der Gynäkologie in Spremberg, Sabine Manka, als stellvertretender Vorsitzender steht ihr der Betriebsratsvoritzenden Matthias Warmo zur Seite.
Das Spremberger Krankenhaus ist im Eigentum des Fördervereins (51 Prozent) und der Stadt Spremberg (49 Prozent). „Die Mitglieder des Fördervereins sind zu 90 Prozent Mitarbeiter des Krankenhauses“, berichtet die Geschäftsführerin Kathrin Möbius. Damit gehört das Krankenhaus mehrheitlich den rund 300 Beschäftigten.
Bis heute habe sie es geschafft, das kleine Krankenhaus ohne rote Zahlen auf stabilem Kurs zu halten – „und das ohne einen Cent an öffentlichen Subventionen“, sagt sie. Im Gegenteil seien sogar Überschüsse erwirtschaftet worden. Diese bestimmen dann auch die jährliche Sonderzahlung an die Eigentümer, also an die eigenen Mitarbeiter. Die Sonderzahlung fallen derzeit mit durchschnittlich 300 Euro pro Mitarbeiter etwas schmal aus, was aber an dem jüngsten Sanierungsaufwand liegt, für den das Haus ein Darlehen von fünf Millionen aufgenommen hat. In diesem Zusammenhang betont die Geschäftsführerin, dass der Schuldendienst selber erwirtschaftet werde und dennoch eine kleine Sonderzahlung ausgeschüttet werden könne.
Die Beschäftigten im Krankenhaus Spremberg arbeiten für weniger Lohn. Eine Pflegekraft verdient in Spremberg zwischen 100 bis 200 Euro weniger als in anderen Krankenhäusern, dafür ist jedoch der Personalschlüssel höher: Im Spremberger Krankenhaus ist eine Pflegekraft für sechs bis sieben Patienten zuständig, bundesweit betreut eine Pflegerin oder ein Pfleger im Durchschnitt 10,3 Patienten.
Der höhere Personalschlüssel hat deutliche Vorteile, so Sprembergs Betriebsratsvorsitzender Matthias Warmo,
er "sorgt für stressfreiere Arbeitsbedingungen, weniger Kranken-
stand, zufriedenere Mitarbeiter und Patienten".
Das Krankenhaus in Spremberg hat keine Probleme bei der
Personalsuche.
Probleme gibt es trotzdem - Druck, der allerdings vor
allem von außen kommt. So darf das Haus seit einigen Jahren
keine künstlichen Kniegelenke mehr operieren.
Die Geschäftsführerin weiß, dass es für das Haus kritisch wird,
wenn die Landesregierung weitere Positionen aus ihrem
Leistungskatalog streicht.
Das Spremberger Modell zum Nachlesen: